„Es wäre eine perfekte Lösung gewesen“


Das war ein trauriger Tag – natürlich für die Ford-Beschäftigten und ihre Familien und für die Zulieferer. Aber auch für das ganze Saarland. Denn es wäre eine perfekte Lösung gewesen, parallel zum Zurückfahren der Ford-Produktion eine neue Produktionslinie für Elektroautos aufzubauen und die der Beschäftigten durchgängig an Bord zu halten. Eine logistische Herausforderung, aber machbar.
Gleichzeitig wäre es ein großer Schritt zur Technologie der Zukunft gewesen, der den Verlust der Ford-Produktion wahrscheinlich mehr als ausgeglichen hätte.
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Ein Traum – geplatzt
Umso größer die Enttäuschung, dass dieser Traum auf den letzten Metern vor der Ziellinie zerplatzt ist, zumindest vorläufig. Aber warum ist der chinesische Elektro-Autobauer, der lange ernsthaftes Interesse gezeigt hat, so kurz vor der Ziellinie ausgestiegen?
Mögliche Motive
Niemand außer den Beteiligten weiß das genau. Aber viele Indizien deuten darauf hin, dass Ford nicht bereit war, einen finanziellen Beitrag in einer Höhe zu leisten, die sich für die andere Seite gerechnet hätte. Vielleicht wollte man sich nicht selbst Konkurrenz nach Deutschland holen? Auf jeden Fall passt es zu den Erfahrungen, die Politik und Belegschaft zuletzt leider immer wieder mit dem US-Konzern gemacht haben.
Radikaler Beziehungswandel
Ford und Saarlouis, das war über Jahrzehnte eine echte Liebesbeziehung, als es noch Deutschland-Chefs wie Bernhard Mattes und Gunnar Herrmann gab. Aber in den letzten Jahren hat sich das radikal gewandelt. Es wurde miserabel kommuniziert – gegenüber der Belegschaft und der Öffentlichkeit. Standorte wurden brutal gegeneinander ausgespielt. Und die eigenen Leute wurden durch demonstratives Desinteresse an ihrem Schicksal systematisch zermürbt.
Fast alle Frauen und Männer, die am Donnerstag nach der Betriebsversammlung durchs Tor kamen, haben sich nach den schlechten Nachrichten noch nicht einmal mehr aufgeregt, weil sie durch die Psycho-Spielchen und permanente Zukunftsängste einfach erschöpft sind.
Ein Blick auf die Landesregierung
Kann man der Landesregierung vorwerfen, sie habe zu wenig getan oder zu viel Optimismus verbreitet? Ich finde nein. Denn erstens sind Anke Rehlinger und Jürgen Barke beim Kampf für den Standort Saarlouis finanziell und bei ihrem persönlichen Engagement bis an die Grenzen des Mach- und Vertretbaren gegangen. Und zweitens waren die Verhandlungen offensichtlich lange auf einem guten Weg.
Ein letzter Funke Hoffnung
Sie sind übrigens auch jetzt noch nicht zu Ende. Es soll noch weitere Gespräche mit dem Investor geben. Vielleicht gibt es doch noch eine Chance, wenn die Ford-Manager erkennen, dass eine Schließung kaum billiger oder sogar teurer kommen könnte als eine geordnete Übergabe. Und dass es auch fürs eigene Image gut wäre, wenigstens zum Produktionsende noch einmal fair mit den Leuten umzugehen, die jeden Morgen den Wecker gestellt haben, um in Saarlouis richtig gute Autos für sie zu bauen.
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Ein Thema in „Guten Morgen“ am 06.10.2023 auf SR 3 Saarlandwelle