Investor für Ford-Werk Saarlouis ist abgesprungen


Für das Ford-Werk in Saarlouis gibt es weiter keinen Investor. Die Verhandlungen sind vorerst gescheitert.
Man habe gemeinsam mit der Landesregierung ein sehr umfassendes und attraktives Paket für den Investor geschnürt, sagte Ford-Chef Martin Sander im SR-Interview. Warum der Investor nun abgesprungen sei, darüber habe man keine detaillierten Informationen. Der Absprung sei natürlich vor allem für die Mitarbeiter eine Riesen-Enttäuschung.
„Aus dieser Schockstarre müssen die Beschäftigten erstmal rauskommen“
Inhaltsverzeichnis
- 1 „Keine Hoffnung schüren“
- 2 Zusage für 1000 Jobs nach 2025
- 3 Barke: Verständigung zwischen Ford und Investor nötig
- 4 Wirtschaftsminister kritisiert Ford
- 5 Barke sieht noch Chancen
- 6 Industrieparklösung als Alternativplan?
- 7 Betriebsrat von Absage überrascht
- 8 „Es wird für Ford teuer werden“
- 9 Mehr zum Ford-Werk in Saarlouis
„Keine Hoffnung schüren“
Wichtig sei es nun, Klarheit und Sicherheit für die Mitarbeiter zu schaffen, sagte Sander weiter. Deshalb habe er den Mitarbeitern verkündet, dass man nun in die Gespräche mit den Sozialpartnern einsteigen werde mit dem Ziel, einen Sozialplan zu verhandeln. „Ich denke es ist jetzt wichtig, keine Hoffnungen zu schüren, die wir nicht einhalten können.“
„Ford hat den Schlüssel in der Hand“
Zusage für 1000 Jobs nach 2025
Basis des Sozialplans sei, dass Ford bis Mitte 2025 den Focus in Saarlouis weiter produzieren werde. Weiterhin stehe die Zusage, dass Ford bis zum Jahr 2032 noch 1000 Arbeitsplätze in Saarlouis zur Verfügung stellen werde.
Sollte es weitere Interessenten für das Gelände geben, stehe Ford zu Gesprächen bereit. Es bleibe das Ziel, Unternehmen in Saarlouis anzusiedeln.
Der Kampf um Ford in Saarlouis
Barke: Verständigung zwischen Ford und Investor nötig
Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) teilte in einer ersten Stellungnahme mit, die Regierung könne in so einem Prozess lediglich die Rahmenbedingungen setzen und dadurch eine Zukunftslösung unterstützen. Dies habe man getan und zwar weit über die Grenzen hinaus.
„Wir haben in den unterschiedlichsten Branchen intensiv verhandelt – und ein Paket in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags auf den Tisch gelegt“, so Barke. „Es ist uns als Land schließlich gelungen, uns über die Eckpunkte einer Gesellschaftervereinbarung für ein gemeinsames Joint Venture mit dem Investor, weiteren Partnern und dem Land zu einigen.“
„Aber allein unser Engagement reicht hier nicht“, sagte der Wirtschaftsminister weiter. „Es braucht eine einvernehmliche und faire Verständigung zwischen Ford und dem Investor und letztendlich auch eine finale Entscheidung seitens des Investors.“
Investor für Ford-Werk Saarlouis ist offenbar abgesprungen
Wirtschaftsminister kritisiert Ford
„Ich sehe hier ganz klar Ford in der Pflicht, seinen Willen zur Zukunftssicherung für die Beschäftigten zu beweisen und vernünftige Angebote auf den Tisch zu legen“, sagte Barke. Man werde nun ab sofort in einen anderen Modus der Zusammenarbeit einsteigen.
„Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um am Standort Saarlouis nach wie vor gut bezahlte Industriearbeitsplätze und Jobs in Zukunftsbranchen zu schaffen.“
Kein Investor für Ford-Werk in Saarlouis
Barke sieht noch Chancen
Ganz raus scheint der Investor indes nicht. Laut Barke liegt ein Schreiben des Investors vor, dass er für weitere Gespräche bereit sei. Allerdings „mit der klaren Erwartungshaltung eines deutlich verbesserten Angebots von Ford-Seite“.
„Die Erwartungshaltung ist, dass man bei der Übernahme von bis zu 3000 Mitarbeitern natürlich auch die ersparten Abwicklungskosten, die Ford dadurch hat, in dieses neue Modell mit einbringt, um Beschäftigung und Zukunftsarbeitsplätze an diesem Standort zu sichern.“ Ford habe deshalb nun den Schlüssel in der Hand.
Industrieparklösung als Alternativplan?
Dennoch müsse man auch ein Scheitern der Verhandlungen mit einkalkulieren. Unter anderem vor dem Hintergrund, wie sich Ford bisher in den Verhandlungen dargestellt habe. „Dafür haben wir einen Plan B“, erklärt Barke im SR-Interview.
Dieser Plan B sieht eine Industrieparklösung mit einer Vielzahl mittelständischer und industrieller Unternehmen an dem Standort vor. Diesen Plan verfolge die Landesregierung bereits seit längerer Zeit parallel.
Betriebsrat von Absage überrascht
Die Absage des Investors habe den Betriebsrat völlig unvorbereitet und absolut überraschend getroffen, heißt es in einer Mitteilung, die dem SR vorliegt. Man habe sich bereits in einer sehr weit fortgeschrittenen Phase des Prozesses befunden. Auch vonseiten der Ford-Geschäftsleitung habe es keine Hinweise hinsichtlich einer Absage gegeben.
Nach Angaben des Betriebsrates sollen die Verhandlungen jedoch an diesem Wochenende und in der kommenden Woche fortgesetzt werden. Aufgrund des ungewissen Ausgangs müssten die Sozialtarifvertragsverhandlungen mit Ford nun jedoch fortgeführt werden. Ein entsprechener Verhandlungstermin sei für kommenden Montag vorgesehen. Man werde Ford jetzt in die Pflicht nehmen.
„Es wird für Ford teuer werden“
Die IG Metall zeigte sich ebenfalls enttäuscht und verärgert über den Rückzug des Investors und verwies auf die Fortführung der Sozialtarifverhandlungen am kommenden Montag.
„Es wird für Ford teuer werden. Wir werden ein Zeichen setzen, dass andere Unternehmen davor zurückschrecken lässt, Standorte platt zu machen“, so der Bezirksleiter der IG Metall Mitte, Jörg Köhlinger.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 05.10.2023 berichtet.
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