Outlet-Gutachten: Städte selbst für Innenstadt-Probleme verantwortlich


Für die geplante Erweiterung des Zweibrücken Fashion Outlet hatte der Betreiber VIA Outlets beim Fachbüro Ecostra ein Gutachten in Auftrag gegeben. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd) ist in ihrer Entscheidung, die inzwischen vorliegt, diesem Gutachten weitgehend gefolgt. Der „Pfälzische Merkur“ hatte zuerst darüber berichtet.
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Homburg ließ dezentrale Standorte zu
Brisant dabei ist, zu welchem Schluss die Gutachter bei der Bewertung der Beschwerden aus den Nachbarkommunen kommen, die sich immer wieder über das Outlet und seinen Einfluss beklagt hatten. In der jetzt veröffentlichten SGD-Entscheidung heißt es:
„Ecostra ist der Auffassung, dass die Stadt Homburg den Schutz ihrer eigenen Innenstadt in den letzten Jahrzehnten nicht konsequent verfolgt habe. Beispielsweise seien in Homburg Fachmärkte für Bekleidung und Schuhe an verkehrsorientierten, dezentralen Standorten außerhalb der Innenstadt (u.a. K+K Schuhe sowie Takko an der Berliner Straße und am Standort des Globus-Warenhauses in der Neunmorgenstraße Cecil und Street One) angesiedelt worden.“
Ecostra: „eigene planerische Fehlentscheidungen“
Ähnliches sei auch in Neunkirchen passiert, heißt es in der SGD-Entscheidung weiter. Die Ecostra-Gutachter sehen Hinweise auf „eigene planerische Fehlentscheidungen“ von Neunkirchen und Homburg, die zu den innerstädtischen Problemen dort geführt oder sie „zumindest mitbeeinflusst“ haben könnten.
Darüber hinaus verweist Ecostra auf Pläne des Saarparkcenter-Betreibers ECE von 2014, der am Enklerplatz in Homburg ein Shoppingcenter errichten wollte. Das Projekt scheiterte damals an der Verkleinerung der Verkaufsfläche von über 20.000 auf 16.500 Quadratmetern. Auch ein 2017 angekündigtes Nachfolgeprojekt der Deutschen Immobilien Gruppe scheiterte an einer Normenkontrollklage der Stadt St. Ingbert.
SGD: keine belastbaren Aussagen über Vorschäden möglich
Nach Ansicht der SGD Süd kann zwar ein negativer Einfluss nicht ausgeschlossen werden. „Über die Vorschädigungen der umliegenden Einzelhandelsstrukturen durch das Zweibrücker Fashion Outlet können jedoch keine belastbaren Aussagen getroffen werden.“
Neunkirchen folgt Einzelhandelskonzept
In Neunkirchen weist man die Vorwürfe aus dem Gutachten entschieden zurück. „Diese Untersuchung geht offensichtlich nach dem Motto vor: Angriff ist die beste Verteidigung“, teilte der Pressesprecher der Stadt Neunkirchen, Deniz Alavanda mit. Die Stadt Neunkirchen habe keine Entscheidungen getroffen, die die eigene Innenstadt schwächen. „Im Gegenteil: Wir folgen unserem sehr strengen Einzelhandelskonzept, das vorsieht, die innenstadtrelevante Sortimente logischerweise auch in der Innenstadt anzubieten.“
Deshalb erfolge das Gros der Ansiedlungen in der Innenstadt oder innenstadtnah, etwa bei Decathlon oder Globus. „Abgesehen von Geschäften, die der Nahversorgung dienen, ist das einzige, was in den vergangenen zehn Jahren nicht in der Innenstadt angesiedelt werden konnte, ein Geschäft für Pferdezubehör.“ Dieser Händler biete in Außenanlagen Kunden die Möglichkeit, ihre Pferde mitzubringen. „Niemand würde ein solches Geschäft in der Innenstadt ansiedeln.“
Die Stadt Homburg will sich auf SR-Anfrage kommende Woche zur SGD-Entscheidung äußern.
Hintergrund: Das Zweibrücken Fashion Outlet
Das Fashion Outlet Zweibrücken, vielen immer noch unter seinem früheren Namen Designer Outlet Zweibrücken (DOZ) bekannt, wurde 2001 in Ergänzung zum damaligen zivilen Flughafen Zweibrücken eröffnet. Aufgrund dieser besonderen Nähe darf das Outlet in den Ferien jeden Sonntag öffnen, auch wenn der Flughafen inzwischen geschlossen ist. Das Outlet wurde in den Jahren seit der Eröffnung mehrfach weiterverkauft und umbenannt. Seit 2016 gehört der Standort zum britischen Unternehmen VIA Outlets. Aus den Nachbarkommunen kommt immer wieder Kritik, da diese die Entwicklung ihrer Innenstädte gefährdet sehen.
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